





MTB - Strecke

Weltmeisterin Sabine Spitz baggert MTB-Achterbahn.
In St. Märgen entsteht erster permanenter Mountainbike-Kurs
Was diese Frau so alles kann: Weltmeisterin ist Sabine Spitz kürzlich geworden. Virtuos wie keine Andere hat die 31 -jährige Niederhoferin bei der Mountainbike-WM in Lugano im Schaltwerk gerührt. Auf kniffligen Singletrails und steilen Rampen, für Hobby-Radler unfahrbarer Horror, hat sie die Konkurrentinnen mit starkem Antritt und technischer Perfektion erst in Schach gehalten und dann düpiert. An diesem trüben Oktobernachmittag sitzt die Weltmeisterin in St. Märgen im Führerhaus eines gelben Schrittbaggers und dirigiert galant per Joystick eine Riesenschaufel ins Erdreich. Zweimal, dreimal, zehnmal. Sabine Spitz mag gar nicht mehr aufhören.
Was sie aushebt, wird zum Berg: Das erste Hindernis für Deutschlands erste permanente Mountainbike-Strecke. Beim MTB-Bundesliga-Rennen am 14./ 15. August 2004 soll der 1,4 Kilometer lange Kurs im Naturpark Pfisterwald, der in zwei Ausbaustufen bis auf 3,5 Kilometer verlängert werden soll, erstmals seine Renntauglichkeit beweisen.
Baggern für einen MTB-Kurs? Genügt es den Mountainbikern nicht, mit ihren geländegängigen Rädern über Stock und Stein zu hoppeln? "jein", sagt Sabine Spitz und setzt diese umwerfende Lächeln auf. Mountainbike "Cross country" als Leistungssport ist schon lange nicht mehr Kraft mal Weg mit Schweiß.
Wer national mithalten will, oder wie Sabine Spitz die Weltspitze markiert, ist auf dem MTB mehr Artist als Tretarbeiter. Mountainbike-Wettkämpfe heute, das sind Sprungübungen im Sattel, aufwärts, abwärts, über mannshohe Abbrüche, durch halsbrecherisch steile Kurven und kaum ellenbreite Rinnen. Eine Herausforderung für alle Sinne und den ganzen Körper. Ausruhen? Unmöglich. Trainieren ließen sich solche Belastungen bislang in Deutschland kaum.
Seit gestern wird das anders.
"Geballte Schwierigkeiten" verspricht Reinhard Rüffer, Vereinschef des RSV St.Märgen auf dem Kurs. Mit Hindernissen kennt er sich aus. Im Rankwald und an der Franzosenschanze hat der Mann, der vorgibt, Bezirksschornsteinfegermeister zu sein, in Wahrheit aber tagein, tagaus an Ritzel, Räder und Federgabeln denkt, vor drei Jahren einen Parcours abgesteckt, der heute als schwerste MTB-Strecke der Republik gilt.
Die deutsche U23-Meisterschaft haben die St.Märgener dort ausgerichtet und, mit Lob überhäuft, zwei Bundesliga-Rennen. Eine Steigerung schien nicht möglich. Bis Rüffer im vergangenen Frühjahr ins Grübeln geriet.
Dass sich die Zuschauer bislang im Wald verloren und die technischen Probleme für die Fahrer im MTB-Sattel zwar heftig, aber nicht geballt und auf einer relativ langen Strecke zu finden waren, ließ ihn nicht ruhen. Aus einer fixen Idee wurde gestern der erste Spatenstich für eine Mountainbike-Achterbahn.
175 000 Euro soll der erste Abschnitt des vorerst 1,4 Kilometer langen Kurses kosten. Nichts für Rouleure, Jan Ullrich müsste hier wohl sein Rad schieben. Baumstämme werden den Weg versperren, Steilkurven und einen Kreisel hat Rüffer geplant und seine Augen leuchten, wenn er an den "Korkenzieher", die "wunderschöne Kompression" und das Karussell" denkt.
Eine Pilotprojekt, das die Mountainbiker in Deutschland laut Sabine Spitz "dringend brauchen".
Doch Rüffers Labyrinth soll nicht nur Hochleistungssportler zum Training nach St. Märgen locken, sondern vor allem die Fahrtüchtigkeit des MTB-Nachwuchs schulen.
Und im Idealfall, wie St.Märgens Bürgermeister Kreutz hofft, als Touristen getarnte mutige MTB-Hobbyfahrer anlocken. Gundolf Fleischer, Präsident des Badischen Sportbundes (BSB), sieht in der ersten permanenten MTB-Strecke Deutschlands einen wichtigen Baustein für die Radsportregion Südbaden.
Stolz ist er auf den kleinsten Olympiastüzpunkt der Republik und die St. Märgener Hoffnungsträger im Windschatten der Weltmeisterin Sabine Spitz: Benjamin Rudiger, den deutschen Juniorenmeister Florian Ackermann und Adelheid Morath. Und natürlich Bianca Knöpfle. Und, und .... Wenn Fleischer ins Schwärmen gerät, ist ihm alles zuzutrauen.
Vielleicht sollte Reinhard Rüffer den BSB-Präsidenten, wenn die Strecke fertig ist, zum Testtraining einladen.
Wir würden gerne mittun. Versprochen. Die ersten Meter über die Mühlenmatte sollten kein Problem sein.
Doch an die Abfahrt von jenem Berg, den die Weltmeisterin gestern aufgetürmt hat, denken wir mit Grausen. Was für eine Spitz-Kehre.
Text: Johannes Bachmann, BZ Redakteur
Foto: Johannes Bachmann, BZ Sportredaktion
In St. Märgen entsteht erster permanenter Mountainbike-Kurs
Was diese Frau so alles kann: Weltmeisterin ist Sabine Spitz kürzlich geworden. Virtuos wie keine Andere hat die 31 -jährige Niederhoferin bei der Mountainbike-WM in Lugano im Schaltwerk gerührt. Auf kniffligen Singletrails und steilen Rampen, für Hobby-Radler unfahrbarer Horror, hat sie die Konkurrentinnen mit starkem Antritt und technischer Perfektion erst in Schach gehalten und dann düpiert. An diesem trüben Oktobernachmittag sitzt die Weltmeisterin in St. Märgen im Führerhaus eines gelben Schrittbaggers und dirigiert galant per Joystick eine Riesenschaufel ins Erdreich. Zweimal, dreimal, zehnmal. Sabine Spitz mag gar nicht mehr aufhören.
Was sie aushebt, wird zum Berg: Das erste Hindernis für Deutschlands erste permanente Mountainbike-Strecke. Beim MTB-Bundesliga-Rennen am 14./ 15. August 2004 soll der 1,4 Kilometer lange Kurs im Naturpark Pfisterwald, der in zwei Ausbaustufen bis auf 3,5 Kilometer verlängert werden soll, erstmals seine Renntauglichkeit beweisen.
Baggern für einen MTB-Kurs? Genügt es den Mountainbikern nicht, mit ihren geländegängigen Rädern über Stock und Stein zu hoppeln? "jein", sagt Sabine Spitz und setzt diese umwerfende Lächeln auf. Mountainbike "Cross country" als Leistungssport ist schon lange nicht mehr Kraft mal Weg mit Schweiß.
Wer national mithalten will, oder wie Sabine Spitz die Weltspitze markiert, ist auf dem MTB mehr Artist als Tretarbeiter. Mountainbike-Wettkämpfe heute, das sind Sprungübungen im Sattel, aufwärts, abwärts, über mannshohe Abbrüche, durch halsbrecherisch steile Kurven und kaum ellenbreite Rinnen. Eine Herausforderung für alle Sinne und den ganzen Körper. Ausruhen? Unmöglich. Trainieren ließen sich solche Belastungen bislang in Deutschland kaum.
Seit gestern wird das anders.
"Geballte Schwierigkeiten" verspricht Reinhard Rüffer, Vereinschef des RSV St.Märgen auf dem Kurs. Mit Hindernissen kennt er sich aus. Im Rankwald und an der Franzosenschanze hat der Mann, der vorgibt, Bezirksschornsteinfegermeister zu sein, in Wahrheit aber tagein, tagaus an Ritzel, Räder und Federgabeln denkt, vor drei Jahren einen Parcours abgesteckt, der heute als schwerste MTB-Strecke der Republik gilt.
Die deutsche U23-Meisterschaft haben die St.Märgener dort ausgerichtet und, mit Lob überhäuft, zwei Bundesliga-Rennen. Eine Steigerung schien nicht möglich. Bis Rüffer im vergangenen Frühjahr ins Grübeln geriet.
Dass sich die Zuschauer bislang im Wald verloren und die technischen Probleme für die Fahrer im MTB-Sattel zwar heftig, aber nicht geballt und auf einer relativ langen Strecke zu finden waren, ließ ihn nicht ruhen. Aus einer fixen Idee wurde gestern der erste Spatenstich für eine Mountainbike-Achterbahn.
175 000 Euro soll der erste Abschnitt des vorerst 1,4 Kilometer langen Kurses kosten. Nichts für Rouleure, Jan Ullrich müsste hier wohl sein Rad schieben. Baumstämme werden den Weg versperren, Steilkurven und einen Kreisel hat Rüffer geplant und seine Augen leuchten, wenn er an den "Korkenzieher", die "wunderschöne Kompression" und das Karussell" denkt.
Eine Pilotprojekt, das die Mountainbiker in Deutschland laut Sabine Spitz "dringend brauchen".
Doch Rüffers Labyrinth soll nicht nur Hochleistungssportler zum Training nach St. Märgen locken, sondern vor allem die Fahrtüchtigkeit des MTB-Nachwuchs schulen.
Und im Idealfall, wie St.Märgens Bürgermeister Kreutz hofft, als Touristen getarnte mutige MTB-Hobbyfahrer anlocken. Gundolf Fleischer, Präsident des Badischen Sportbundes (BSB), sieht in der ersten permanenten MTB-Strecke Deutschlands einen wichtigen Baustein für die Radsportregion Südbaden.
Stolz ist er auf den kleinsten Olympiastüzpunkt der Republik und die St. Märgener Hoffnungsträger im Windschatten der Weltmeisterin Sabine Spitz: Benjamin Rudiger, den deutschen Juniorenmeister Florian Ackermann und Adelheid Morath. Und natürlich Bianca Knöpfle. Und, und .... Wenn Fleischer ins Schwärmen gerät, ist ihm alles zuzutrauen.
Vielleicht sollte Reinhard Rüffer den BSB-Präsidenten, wenn die Strecke fertig ist, zum Testtraining einladen.
Wir würden gerne mittun. Versprochen. Die ersten Meter über die Mühlenmatte sollten kein Problem sein.
Doch an die Abfahrt von jenem Berg, den die Weltmeisterin gestern aufgetürmt hat, denken wir mit Grausen. Was für eine Spitz-Kehre.
Text: Johannes Bachmann, BZ Redakteur
Foto: Johannes Bachmann, BZ Sportredaktion
